Allgemein

Herkunft des Begriffs Manga

Von seiner Urform im 12. Jahrhundert entwickelte sich der Manga über viele Epochen hinweg (siehe Geschichte). Der Begriff des „Manga“ wurde jedoch erstmals im 19. Jahrhundert verwendet. Er geht zurück auf den Künstler Katsushika Hokusai (1760-1849) und seine Fähigkeit, eine Szene mit simplen Linien darzustellen: Manga, wie er es nannte.[1] Zusammengesetzt wird der Begriff aus den Silben „Man“ (zusammenhanglos) und „Ga“ (malen, zeichnen).[2] Andere übersetzen die Silben auch als „ungezügeltes Bild“.[3]

„Tatsächlich etabliert sich der Begriff Manga als Bezeichnung für Satiredrucke neben bis dahin gängigen Bezeichnungen […] erst Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts; bis auch vereinzelt narrative Bilderfolgen als Manga bezeichnet werden, vergehen weitere Jahre.“ [4]

Generell kann man heute hinter dem Begriff zwei Bedeutungen verstehen. Zum einen ist es die der japanischen Comics, zum anderen aber auch die visuellen Merkmale und der damit verbundene Kunststil.[5]

Die professionellen Autoren von Manga werden als Mangaka bezeichnet. An den Manga-Begriff wird also lediglich die Silbe „ka“ angehängt. Dies bedeutet dann so viel wie Macher oder Schöpfer.[6]

In Japan werden die einzelnen Kapitel eines Mangas (dem Gesamtwerk) in Magazinen veröffentlicht – so zum Beispiel das bekannte Shônen Jump Magazin, in welchem One Piece oder Naruto zu finden sind, beziehungsweise waren.[7] Mehrere dieser Kapitel werden zu einem späteren Zeitpunkt jedoch nochmals als Band verlegt, welcher schließlich auch in Deutschland vertrieben wird.[8] „Ein Mangaband hat etwa 200 Seiten, auf denen 3-7 Kapitel der Geschichte abgedruckt sind.“[9]

Der Veröffentlichungsrhythmus ist je nach Magazin unterschiedlich. Dies kann wöchentlich oder monatlich erfolgen. Zudem gibt es in Japan die Preise für junge Talente, welche ihre Karriere erst beginnen und Preise für die bereits erfolgreichen Mangaka.[10]

Nach dem Manga-Boom sind Manga mittlerweile ein fester Bestandteil in Buchläden geworden (siehe GeschichteTrends & Entwicklung). Sie werden zudem in mehrere Zielgruppen und Genres unterteilt.

Merkmale und Abgrenzung des Mangas

Erwähnt man den Begriff des Mangas, so setzen sich verschiedene Bilder im Kopf fest. In den meisten der Bilder kommen übergroße Augen vor, die Figuren sind schwarz-weiß. Eben dies sind auf den ersten Blick bereits Merkmale eines Mangas, doch diese Merkmale sollen im Folgenden nochmals vertieft werden.

Das Hauptmerkmal dieser japanischen Comics ist die Leserichtung. Diese ist entgegen der westlichen Gewohnheit nämlich nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach links.

In Abbildung 1 sind die einzelnen Lese-Stationen innerhalb einer Seite gekennzeichnet. Eine Seite wird also von rechts oben nach links unten gelesen. So kommt beispielsweise die Vier vor der Fünf und die Fünf wiederum vor der Sechs und Sieben. Gleiches gilt für die Dialoge innerhalb einer Seite. Auch hier wird von rechts oben nach links unten gelesen (siehe a, b, c im dritten Abschnitt).


Abbildung 1: Leserichtung eines Mangas [eigene Darstellung]

Wer zudem nach farbigen Seiten sucht, wird enttäuscht. Denn die Seiten eines Mangas sind generell in schwarz-weiß gehalten und weisen nur selten – beziehungsweise zu besonderen Anlässen – vereinzelt Farbe auf.

Eines der größten Merkmale von Manga sind die Elemente innerhalb eines Panels, welche Emotionen verstärken oder verständlicher machen sollen. Oft werden diese durch die Variation eines Charakters aufgezeigt. Wenn der Charakter zum Beispiel wütend ist, wird er mit Reißzähnen und Klauen gezeichnet. Oftmals werden Emotionen auch durch Symbole im Hintergrund dargestellt, im Beispiel des wütenden Charakters unter anderem durch Feuer oder eine Explosion. Je nach Zielgruppe werden jedoch auch entsprechend andere Symbole, beziehungsweise Darstellungen, verwendet, so beispielsweise auch Blumen in Manga für Mädchen.[11]

Bewegungslinien sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Vor allem Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts besaß der Manga eine andere Technik als seine amerikanischen Verwandten. Bewegungslinien begleiteten so oftmals ein Objekt oder hafteten an diesem an, anstatt ihm lediglich zu folgen. Der Leser hatte also den Eindruck, sich mit dem Objekt selbst zu bewegen. Diese Linien wurden später auch von amerikanischen Autoren übernommen.[12]

Da Manga und amerikanische Comics auf den ersten Blick für das ungeübte Auge nicht leicht zu unterscheiden sind, wird nun nochmals eine Studie herangezogen.

Neil Cohn beschäftigte sich in seiner Forschung mit den Unterschieden des amerikanischen und des japanischen Comics. Seine Studie betrachtete hierfür jeweils zwölf japanische und zwölf amerikanische Werke um diese zu untersuchen.[13]

Bezüglich der Panels berief er sich auf die folgende Einteilung:

Abbildung 2: Einteilung der Panels nach Neil Cohn.

Das Ergebnis zeigte, dass amerikanische Comics von Makro-Panels dominiert wurden und lediglich die Hälfte dieser Menge an Mono-Panels besaßen. Die beiden anderen Typen kamen nur selten vor.[14]

Auch in den japanischen Comics entsprachen die Makro-Panels der Mehrzahl, jedoch war diese nur geringfügig höher als die Anzahl der Mono-Panels. Es fanden sich zudem einige Mikro-Panels, jedoch so gut wie keine polymorphen Panels.[15]

Der Studie nach wurden in den ausgewählten japanischen Werken demnach deutlich mehr einzelne Personen in einem Panel dargestellt, als in den amerikanischen Comics.

Folglich neigen amerikanische Comics – im Gegensatz zu Manga – mehr dazu, eine komplette Szene darzustellen. Cohn bringt dies mit der Studie von McCloud (1993) in Verbindung, wonach es in amerikanischen Comics mehr Action-Szenen gibt. Diese können, einem Schlagabtausch gleich, meist nur in Makro-Panels erfolgen. Manga hingegen haben einen individualisierenden Charakter.[16]

Cohn weist jedoch nochmals darauf hin, dass diese Unterschiede auch lediglich in der Kultur und an den unterschiedlichen Zeichensystemen liegen können: Der visuellen Sprache in Amerika und der in Japan.[17]

  1. Vgl. Brenner, A.E. (2007): Understanding Manga and Anime, S. 22f [elektronische Quelle].
  2. Vgl. Köhn, Stephan (2016): Manga, S. 248f.
  3. Vgl. Animexx e.V.: Anime/Manga-Lexikon [elektronische Quelle].
  4. Köhn, Stephan (2016): Manga, S. 248f.
  5. Vgl. Cohn, Neil (2010): Japanese Visual Language, S. 187.
  6. Vgl. Animexx e.V.: Anime/Manga-Lexikon [elektronische Quelle].
  7. Vgl. Animexx e.V.: Shonen Jump [elektronische Quelle]
  8. Egmont Verlagsgesellschaften mbH (2019): Was ist ein Manga? [elektronische Quelle].
  9. Ebd.
  10. Vgl. Köhn, Stephan (2016): Manga, S. 259.
  11. Vgl. Cohn, Neil (2010): Japanese Visual Language, S. 192.
  12. Vgl. Cohn, Neil (2010): Japanese Visual Language, S. 192f.
  13. Vgl. Cohn, Neil (2011): A different kind of cultural frame, S. 120. [elektronische Quelle].
  14. Vgl. Cohn, Neil (2011): A different kind of cultural frame, S. 125 [elektronische Quelle].
  15. Ebd.
  16. Vgl. Cohn, Neil (2011): A different kind of cultural frame, S. 127. [elektronische Quelle].
  17. Vgl. Cohn, Neil (2011): A different kind of cultural frame, S. 132. [elektronische Quelle].

Animexx e.V.: Anime/Manga-Lexikon. URL: https://www.animexx.de/wiki/index.php/Anime/Manga-Lexikon (27.05.2019)

Animexx e.V.: Shonen Jump. URL: https://www.animexx.de/wiki/index.php/Shonen_Jump (27.05.2019)

Brenner, A.E. (2007): Understanding Manga and Anime. Libraries Unlimited.

Cohn, Neil (2010): Japanese Visual Language. The Structure of Manga, in: Woods-Johnson, Toni (Hrsg.): Manga. An Anthology of Global and Cultural Perspectives. New York, The Continuum International Publishing Group Inc, S. 187-204.

Cohn, Neil (2011): A different kind of cultural frame. An analysis of panels in American comics and Japanese manga, in: Image & Narrative, Vol 12, No 1 (2011). URL: http://www.imageandnarrative.be/index.php/imagenarrative/article/view/128/99 (15.05.2019)

Egmont Verlagsgesellschaften mbH (2019): Was ist ein Manga? URL: https://www.egmont-manga.de/was-ist-ein-manga/ (24.05.2019)

Köhn, Stephan (2016): Manga, in: Abel, Julia; Klein, Christian (Hrsg.): Comics und Graphic Novels. Stuttgart, J.B. Metzler Verlag, S. 248-262.