Nutzerforschung

Die Nutzer gefragt: Was wünschen sich die Fans von Manga und Anime von Bibliotheken?

Theoretisches Wissen über Manga und Anime allein kann nicht ausreichend sein, um ein Bibliotheksangebot zu entwickeln, das auf die eigentliche Zielgruppe, nämlich die Fans von Manga und Anime, zugeschnitten ist. Um ein Angebot zu erreichen, dass diese Gruppe sicher anspricht, ist es die geeignetste Lösung, die Fans selbst zu befragen. Was sind ihre liebsten Manga? Was lässt sich über das Alter und die daraus folgende Zielgruppe aussagen? Und noch wichtiger, gehen manche Fans vielleicht schon in Bibliotheken? Welche Angebote würden sie sich wünschen, um eine Bibliothek für die Nutzung von Manga und Anime aufzusuchen?

Um diese Fragen zu beantworten, wurde ein ausführlicher Online-Fragebogen entwickelt, durch den einen Monat lang Daten erhoben wurden. Um die Wünsche der Befragten möglichst genau erfassen zu können, wurde neben einigen vorgegebenen Vorschlägen auch immer ein Freitextfeld zur Verfügung gestellt. Sicher können hier noch weitere Feldstudien von großem Nutzen sein, doch diese ersten Ergebnisse der Umfrage präsentieren bereits Antworten von einiger Aussagekraft.

Die Ausrichtung des Fragebogens

Der Fragebogen richtete sich speziell an die Konsumenten von Manga und Anime, da nur durch die Befragung tatsächlicher Nutzer eindeutige Aussagen über die Zielgruppenstruktur und die Wünsche zum Angebot getroffen werden können. Um keine Antworten ohne Aussagekraft zu haben, wurde daher am Beginn des Fragebogens die Frage gestellt, ob die befragte Person Manga und/oder Anime überhaupt konsumiert; wurde diese Frage verneint, so leitete der Fragebogen zu einer Frage nach dem Grund für den Nicht-Konsum über und beendete dann die Umfrage. Wie in Abbildung 1 zu erkennen ist, gab die Mehrheit der Befragten fehlendes Interesse an Manga und Anime als Grund an, diese Medien nicht zu konsumieren; ein nicht unerheblicher Prozentsatz beantwortete die Frage jedoch mit Zugangsproblemen oder zu hohen Preisen.

Hier ist eine Handlungsoption für Bibliotheken zu erkennen: würden diese ein größeres Angebot von Manga und Anime zur Verfügung stellen, so würden sich die Zugangsschwierigkeiten deutlich verringern. Zudem würde der Konsum von Manga und Anime in einer Bibliothek – auch wenn diese einen Jahresbeitrag fordert – deutlich weniger kosten als der Konsum durch Kauf der betreffenden Medien, die häufig relativ teuer sind. Die Antworten auf diese Frage zeigen also, dass diejenigen Personen, die nicht fehlendes Interesse angegeben haben, für Bibliotheken nicht unbedingt außerhalb der Zielgruppe stehen müssen, sondern auch angesprochen werden können.

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       Abbildung 1: Begründung der Befragten, warum Manga und Anime nicht konsumiert werden

 

Die Zielgruppe: männlich, weiblich und erwachsen

Zu Beginn wurden einige demographische Angaben erfragt, um genauere Aussagen über die Fans von Manga und Anime, und damit die Zielgruppe dieser Bibliotheksangebote, treffen zu können.

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                                        Abbildung 2: Altersstruktur der Befragten

 

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                                        Abbildung 3: Geschlechterverteilung der Befragten

Wie in Abbildung 3 zu sehen ist, ergibt sich eine Zielgruppe, die sich zwar zu einem etwas höheren Teil aus Männern zusammensetzt, deren Anteil an Frauen jedoch ebenfalls groß ist. Obwohl bei der Alterszusammensetzung (Abbildung 2) sicherlich zu berücksichtigen ist, dass durch die Art der Verbreitung des Fragebogens eine große Anzahl Studierender (67%) unter den Antwortenden waren, zeigt sich dennoch deutlich, dass Erwachsene einen bedeutenden Teil der Manga- und Animekonsumenten ausmachen. Dies wird noch einmal dadurch hervorgehoben, dass unter den Befragten auch 30% Berufstätige waren.

Da es bisweilen das Vorurteil gibt, Manga und Anime wären eher etwas für Kinder und Jugendliche, und auch da eher etwas für Jungen, sind diese Ergebnisse sehr gut dafür geeignet, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen. Für Bibliotheken zeigt sich hier, dass es sich bei der Entwicklung eines Angebots von Manga und Anime durchaus lohnen würde, den Fokus auf eine sowohl männliche als auch weibliche Zielgruppe und auf Personen ab 20 Jahren und älter zu richten.

Ebenfalls interessant für Bibliotheken ist die Frage nach der Größe des Wohnorts ihrer Zielgruppe. Hier wurde im Fragebogen vereinfachend nach Orten mit weniger als 50.000, 50.000 oder mehr als 50.000 Einwohnern gefragt, um eine Einordnung treffen zu können. Es ergab sich das in Abbildung 4 gezeigte Ergebnis:

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                     Abbildung 4: Größenverteilung des Wohnortes der Befragten

Obwohl deutlich sichtbar alle Größenordnungen vertreten sind, zeigt sich doch, dass ein nicht insignifikanter Teil der Zielgruppe in eher kleineren Städten und Orten wohnt. Dies ist vor allem von Bedeutung für Kleinstadt- und Gemeindebibliotheken: Auch für sie kann es sich durchaus lohnen, Manga und Anime für ihre Kunden anzubieten.

Manga oder Anime – was wird mehr genutzt?

Wenn man an Bibliotheken in Bezug auf Manga und Anime denkt, so kommt vielen Menschen sicher auch heute noch erst einmal eher der Manga in seiner Taschenbuchausgabe, im Bibliotheksregal ausgestellt, in den Sinn – das Buch eben. Nun ist es jedoch schon lange nicht mehr so, dass Bibliotheken nur für Bücher genutzt werden, und auch hier kann man sich an den Kunden orientieren. Auf die Frage, ob die Befragten mehr Manga oder mehr Anime nutzen, ergab sich folgendes Ergebnis (Abbildung 5):

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                                        ​Abbildung 5: Wird mehr Manga oder mehr Anime konsumiert?

Hier ist eine deutliche Tendenz sichtbar: Fast zwei Drittel der befragten Personen gab an, eher Anime als Manga zu nutzen. Während also die Mangaleser sicherlich nicht außer Acht gelassen werden sollten, kann es sich für Bibliotheken lohnen, sich zusätzlich verstärkt auf das Angebot von Animeserien zu fokussieren.

Was interessiert die Fans?

Aufgrund der hohen Bandbreite an Manga und Anime, kann es für Bibliotheken sehr schwer sein, sich zu entscheiden, welche Reihen gekauft und angeboten werden sollen. Auch hier ist es hilfreich, die Nutzer selbst zu fragen, um so eine größtmögliche Übereinstimmung zwischen dem eigenen Angebot und dem Interesse der Kunden zu erreichen. Die Ergebnisse unseres Fragebogens können hier eine erste Orientierung liefern, indem sie darüber informieren, nach welchen Kriterien die befragten Fans ihre Manga und Anime auswählen, und zudem durch eine Aufzählung von Lieblingsmanga und -anime, um die die Befragten gebeten wurden.

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Abbildung 6: Kriterien für die Auswahl von Manga und Anime

Die wichtigsten Kriterien für die Auswahl sind die im Manga oder Anime erzählte Geschichte, der Zeichenstil und das jeweilige Genre. Auch Charaktere und Empfehlungen von Freunden oder anderen Fans spielen eine nicht geringe Rolle.

Bei dieser Frage hatten die Befragten die Möglichkeit, eigene Kriterien zusätzlich anzugeben. Betrachtet man diese Antworten, so verstärkt sich der Eindruck aus dem Diagramm (Abbildung 6) noch einmal. So kamen auch hier mehrere Fans auf die Geschichte zurück: Ein Befragter gab an, die “Länge der Storyline” wäre für ihn ausschlaggebend, während eine andere Antwort die Bedeutung eines “großen Handlungsstrangs” am Beispiel von Fullmetal Alchemist hervorhob. Auch die Antworten “Humor” und “Einzigartigkeit” können dem Wunsch nach einer guten Geschichte des Manga oder Anime zugeordnet werden. In einer weiteren Antwort gab der Nutzer an, die entworfene Welt, in der die Geschichte spielt, wäre für ihn bei der Auswahl von Bedeutung.

Mehrere andere Antworten beschäftigten sich mit der legalen Verfügbarkeit eines Manga oder Anime. “Legale Zugänglichkeit” gab ein Nutzer an, ein anderer nannte als Kriterium die Verfügbarkeit des Anime auf Netflix oder Wakanim. Auch die Sprache spielt bei der Verfügbarkeit eine Rolle. So gab es beispielsweise die Antwort “Verfügbarkeit der Sprachen”, während ein anderer Nutzer sich seine Anime nach der Qualität der deutschen Synchronisation aussucht. Gerade was die Möglichkeit, legalen Zugang anzubieten anbelangt, stellt sich damit eine Bresche dar, in die Bibliotheken mit ihrem Angebot springen können.

Zählt man die Angaben aller Lieblingsanime und -manga zusammen, lässt sich eine Top-Ten Liste aufstellen:

Platzierung

Anime

Anzahl Stimmen

1

One Piece

24

2

Attack on Titan

13

3

Death Note

12

3

My Hero Academia

12

5

Naruto

11

6

Fullmetal Alchemist: Brotherhood

10

6

Tokyo Ghoul

10

8

Fairy Tail

9

9

Detektiv Conan

8

10

Studio Ghibli-Filme

7

10

Steins;Gate

7

Filme des Studio Ghibli (zu diesem Näheres in ) sind hier zu einer Antwort zusammengefasst. Diese Liste könnte sicher noch verlängert oder durch weitere Umfragen verifiziert werden, stellt aber einen guten ersten Ansatzpunkt für die Auswahl von Serien und Reihen dar.

Manga und Anime in Bibliotheken: Wird das Angebot genutzt?

In zahlreichen Bibliotheken gibt es bereits ein Angebot von Manga und Anime. Daher wollten wir mithilfe unseres Fragebogens auch herausfinden, ob dies den Fans bekannt ist und ob es von ihnen genutzt wird.

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Abbildung 7: Kenntnis der Befragten vom Manga- und Animeangebot in Bibliotheken

Die Antwort fiel hier recht eindeutig aus: Einem Großteil der Befragten ist bekannt, dass es in Bibliotheken Manga und Anime gibt. Dennoch gibt es immerhin fast 21%, die davon gar nichts wussten – ein Hinweis darauf, dass das Angebot durchaus noch mehr beworben werden kann.

Diagramm                                               Abbildung 8: Nutzung des Angebots bei Bekanntheit

Ein klares, wenn auch für Bibliotheken auf den ersten Blick wenig erfreuliches Bild, gibt die Antwort auf die folgende Frage: Nutzen diejenigen Fans, die vom Angebot von Manga und Anime in Bibliotheken wissen, dieses überhaupt? Nur weniger als ein Drittel der Befragten beantwortete diese Frage positiv, während der Rest sie verneinte. Um den Gründen für die Nutzung bzw. Nicht-Nutzung des Angebots auf den Grund zu gehen, wurden die Befragten im Folgenden um sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit dem Bibliotheksangebot von Manga und Anime gebeten.

Bei den Antworten, die davon handeln, was den Nutzern am Bibliotheksangebot gut gefallen hat, lassen sich vor allem zwei Schwerpunkte feststellen: Kosten und Auswahl.

Sieben Antworten von insgesamt 18 heben die Möglichkeit, kostenlos an Manga und Anime zu kommen, hervor. “Keine Kosten, man kann Manga auch schnell vor Ort lesen, weniger Papier-Konsum” ist eine beispielhafte, ausführlichere Antwort. Ein Fan schreibt, er möge es “neue Mangareihen kennen zu lernen und ausprobieren zu können, ohne gleich Geld dafür ausgeben zu müssen”.

In insgesamt neun, also der Hälfte aller Antworten, wird die Auswahl als Kriterium benannt. Eine Antwort hebt sogar “die Riesenauswahl” hervor.

Der “Stöber-Charakter” einer Bibliothek wird auch für das Angebot von Manga und Anime als positiv empfunden: “Die Möglichkeit, zahlreiche Manga zu konsumieren, die man sich nicht kaufen würde/noch nicht kannte -> neue Favoriten entdeckt” ist eine besonders deutliche Antwort in dieser Richtung.

Betrachtet man nun die gegenteilige Frage so fällt auf, dass die Auswahl, die als positiver Punkt stark aufgetreten ist, hier ebenso stark betont wird, aber im negativen Sinne. Acht von insgesamt dreizehn Antworten bemängelten, dass bei ihrer Erfahrung mit Manga und Anime in einer Bibliothek die Auswahl deutlich zu klein gewesen sei.

Drei Antworten berichten von der fehlenden Vollständigkeit vorhandener Serien. “Oft gibt es nicht die neuen Bände, die Serien sind nur angefangen und nicht vollendet” schreibt beispielsweise ein Nutzer. Ein anderer Nutzer merkt an, die aktuellen Bände seien zu langsam besorgt oder zu schnell ausgeliehen gewesen.

Auch der Punkt, dass Erwachsene als Zielgruppe ernst genommen werden wollen, tritt hier wieder auf: Ein Nutzer bedauert das Fehlen von “Rated-R Serien”, also Serien für Volljährige.

Was bringt die Fans in die Bibliothek?

Da die beschriebenen Erfahrungsberichte nur von denjenigen Fans abgegeben werden konnten, die die Bibliotheksangebote von Manga und Anime auch benutzen, wurde im Folgenden die Frage gestellt, was eine Bibliothek haben oder anbieten müsste, damit auch diejenigen Befragten, die die Angebote bisher nicht nutzen, in die Bibliothek kommen würden, um Manga zu lesen oder Anime zu schauen.

Die Angebotsauswahl, schon vorher hervorgetreten, ist bei den Antworten auf diese Frage ein noch größeres Thema. 19 von insgesamt 42 ernstzunehmenden Antworten sagen aus, dass die vorhandene Auswahl so groß wie möglich sein sollte, damit das Bibliotheksangebot genutzt wird. “Es müsste vor allem ein größeres Angebot geben”, beschreibt ein Nutzer beispielsweise die Umstände, unter denen er für den Konsum von Manga und Anime in die Bibliothek gehen würde. “Mehr Auswahl” findet sich als Hinweis mehrmals. Auch ein wichtiges Thema ist die Aktualität der Auswahl. So gibt zum Beispiel ein Befragter als Antwort “mehr aktuelle Anime” an.

Auch die Vollständigkeit des Angebots ist ein wieder auftauchendes Thema. Insgesamt sechs Befragte geben an, dass sie das Bibliotheksangebot nutzen würden, wenn es vollständiger wäre. “Die Reihen müssten vollständig vorhanden sein”, lautet eine Antwort, eine andere fasst es schlichter: “vollständige Reihen”.

Noch immer das Angebot betreffend wünschen sich einige Befragte von Bibliotheken ein vielseitiges, originelles Angebot. Für einen Nutzer ist “mehr Auswahl bei Nischenmedien” ein Kriterium, das ihn in eine Bibliothek locken würde. “Nicht nur die richtig populären Anime, sondern auch nicht so bekannte”, drückt ein anderer seinen Wunsch aus.

Vier der Befragten würden explizit ein vergrößertes Online-Angebot vonseiten der Bibliotheken brauchen, um deren Angebot zu nutzen. Während eine Antwort lediglich “mehr Online-Angebote” lautet, konkretisiert ein anderer Nutzer seine Wünsche: “Mehr aktuelle Anime in der Onleihe. Am besten sofort zum streamen”. Hier wird sehr deutlich, dass Bibliotheken, gerade in Konkurrenz zu Streaming-Dienstleistern wie Netflix oder Crunchyroll, durch verstärkte Online-Angebote gerade im Bereich des Anime mehr Fans anlocken könnten.

Ein Punkt, den Nutzer bräuchten, um das Bibliotheksangebot zu nutzen, ist außerdem mehr Werbung und Präsenz. Dies wird von insgesamt sechs Antworten angesprochen. “Habs mir bisher noch nie überlegt, das ist aber eine Idee”, schreibt ein Nutzer. Das ist zwar keine direkte Antwort auf die gestellte Frage, macht aber noch einmal deutlich, dass es einige Fans gibt, denen gar nicht bewusst ist, dass sie ihrem Hobby auch in Bibliotheken nachgehen könnten. “Man müsste erstmal wissen, ob in den Bibliotheken in der Nähe Anime verfügbar sind”, schreibt ein anderer, und ein dritter fordert schlicht “mehr Werbung über das Angebot”. Auch interessant ist, dass ein weiterer Befragter sich eine deutlichere Kennzeichnung im OPAC wünschen würde.

Einige Fans würden die Möglichkeit brauchen, Manga und Anime bequem in der Bibliothek zu konsumieren und sich dabei mit Gleichgesinnten austauschen zu können. “Sitzgelegenheiten” und “Manga Cafés” oder “Veranstaltungen” wünschen sie sich, um in die Bibliotheken zu kommen.

Veranstaltungen – was gibt es noch neben Manga und Anime?

Passend zu den letzten Antworten auf die Frage nach den Dingen, die Fans bräuchten um in die Bibliotheken zu kommen, wurde im Fragebogen auch nach zusätzlichen Veranstaltungen zum Thema Manga und/oder Anime gefragt.

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Abbildung 9: Antwortverteilung bei Veranstaltungen

Die in Abbildung 9 sichtbaren Antworten entsprechen den Wünschen, die in der Frage davor in einigen Antworten geäußert worden sind. Deutlich die meisten Befragten haben ihre Stimme bei “Gemeinsames Anschauen von Anime” gesetzt, die nächsthöchsten Werte haben Fanclubs, Zeichenkurse und Lesegruppen. Obwohl es auch einige Nutzer gibt, die keine zusätzlichen Veranstaltungen oder Angebote nutzen würden, so zeigen die Antworten doch, was viele Fans sich an Veranstaltungen von ihren Bibliotheken wünschen würden. Es lässt sich gut in einer Antwort zusammenfassen, die ein Nutzer bei “Sonstiges” angegeben hat: “Einfach regelmäßige Treffen mit einer festen, wiederkehrenden Community”.

Ratschläge von Fans für Bibliotheken

Um noch einmal ganz konkret in Erfahrung zu bringen, was Fans von Bibliotheken wollen würden, gab es im Fragebogen die Aufforderung, Bibliotheken einen Ratschlag zu erteilen bzw. einen Wunsch auszusprechen. Auch hier gab es einige vorgefertigte Antwortmöglichkeiten sowie die Option eines Freitextfeldes, die gerade bei dieser Frage besonders stark genutzt wurde.

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Abbildung 10: Ratschläge von Fans an Bibliotheken

Die in Abbildung 10 sichtbare Antwortverteilung kann nach den vorherigen Ergebnissen nicht mehr überraschen: Die meisten Nutzer wünschen sich vor allem ein größeres Angebot und Vollständigkeit bei den vorhandenen Serien und Reihen.

Das Freitextfeld wurde bei dieser Frage deutlich öfter genutzt als bei allen anderen: Insgesamt 77 Befragte haben hier ihre persönlichen Ratschläge und Wünsche an die Bibliotheken gerichtet. Auch hier nehmen Antworten, die sich mit der Auswahl beschäftigen, den größten Raum ein: insgesamt sind es 22. Acht davon beinhalten schlicht den Rat, ein möglichst großes und breites Angebot und somit viel Auswahl zu haben, während andere Nutzer deutlich konkreter darin werden, wie sie sich das perfekte Angebot vorstellen. Immer wieder taucht beispielsweise der Wunsch nach mehr als den bekanntesten Serien auf: “Sicher die bekanntesten anbieten, aber auch ein paar kleinere, unbekanntere Serien” rät eine Antwort, “wählt auch mal Titel, die etwas außergewöhnlicher erscheinen” lautet der Tipp eines anderen Nutzers. Dagegen drückt der Kommentar “Auf jeden Fall solche Klassiker wie Naruto, One Piece, Bleach usw.” sowohl den Wunsch nach Klassikern, als auch gleich die Meinung des Schreibers, was zu Klassikern zu rechnen ist, aus.

Sieben Antworten raten Bibliotheken, das vorhandene Angebot möglichst vollständig zu halten. “Vor allem lange Serien vollständig anbieten, mit mehreren Exemplaren” drückt ein Nutzer ganz konkret seine Wünsche aus, während ein anderer rät “Reihen wenn dann vollständig anzuschaffen”.

Werbung und Präsenz, ein Punkt, der schon zuvor angeklungen ist, findet auch hier wieder seine Erwähnung. Insgesamt elf Antworten raten, Werbung für das Manga- und Animeangebot zu machen und dafür zu sorgen, dass es auch wahrgenommen wird. “Macht es mehr publik” lautet ein Tipp dafür, ein Problem zu umgehen, das in einer weiteren Antwort ganz deutlich angesprochen wird: “Werbung, denn vorher wusste ich nicht einmal, dass es Manga in Bibliotheken gibt”.

Zusätzlich zu diesen, bereits zuvor im Fragebogen vorkommenden Bereichen, kristallisieren sich unter den Antworten auf diese Frage drei weitere Schwerpunkte heraus, die sehr interessant sind. So wünschen sich die Beantworter des Fragebogens, dass die Bibliotheken sich mehr über Manga und Anime informieren und sich bei der Gestaltung des Angebots an ihnen, den Fans, orientieren. Insgesamt immerhin sechs Antworten machen das ganz deutlich: “Mehr Fachwissen / Leute damit beauftragen, die sich besser mit dem Thema auskennen” und “hört auf die Community, nehmt das Medium ernst”. Ein weiterer Ratschlag ist: “Orientiert euch an den Leuten. Manga sind nicht alle für Kinder.”

Diese Antwort leitet zu einem Thema über, das recht häufig angesprochen wurde: insgesamt zwölf Antworten raten den Bibliotheken, Manga und Anime auch als Medium für Erwachsene zu begreifen. “Anime sind nicht nur für Kinder!”, stellt ein Nutzer klar, während ein anderer rät: “Sie sollten sie nicht einfach in die Kinderabteilung stellen, da erwachsene Fans wie ich sie dann vielleicht gar nicht erst finden”. Eine dritte Antwort empfiehlt den Bibliotheken, “den Bereich Manga und Comics auch als Bereich für Erwachsene zu begreifen und entsprechende Serien anzuschaffen”. Auch hier ist natürlich zu bedenken, dass viele Studierende und damit überdurchschnittlich viele Menschen im Erwachsenenalter den Fragebogen ausgefüllt haben; dennoch wird hier sehr deutlich, dass erwachsene Menschen zur Zielgruppe für Manga und Anime gehören und auch so wahrgenommen werden möchten.

Ein letztes Thema, das zwar nur insgesamt vier Antworten betreffen, soll hier trotzdem noch erwähnt werden, weil es sehr interessant ist: es besteht offenbar Interesse an einem eigenen Bereich für Manga und Anime in Bibliotheken. Die eindeutigste Antwort ist diese: “Den Bereich Manga und Comics auch als Bereich für Erwachsene zu begreifen und entsprechende Serien anzuschaffen”.

Und was sind nun die Ratschläge für Bibliotheken konkret?

Fans von Manga und Anime gibt es in jedem Alter, in jeder Lebenssituation, in jeder Form. Manga auf den Kinder- und Jugendbereich zu reduzieren, greift zu kurz, weil es die erwachsenen Fans, die zahlreich vorhanden sind, außen vor lässt. Bei einem Ausbau des Erwachsenenbereichs in Bezug auf Manga und Anime können Bibliotheken laut den Ergebnissen dieser Umfrage stark damit rechnen, dass er gut benutzt wird; jedoch sollte ausreichend Werbung dafür gemacht werden, denn zu viele potenzielle Kunden haben von dieser Möglichkeit noch zu wenig mitbekommen. Es lohnt sich mit Sicherheit, in Werbung für das Angebot von Manga und Anime zu investieren, um die Fans anzulocken. Hilfreich – und von den Fans gewünscht – ist es sicher, sich selbst mehr über das Medium zu informieren. Dafür müssen Sie nicht einmal an anderer Stelle suchen, denn genau das ist einer der Zwecke dieser Website. Je mehr über Manga und Anime bekannt ist, desto leichter fällt die Behandlung eines den Fans und möglichen Kunden sehr wichtigen Punktes: der richtigen Auswahl. Sie sollte groß genug sein und sowohl Klassiker als auch unbekanntere Titel beinhalten, um so vielen Wünschen wie möglich gerecht zu werden. Dem Wunsch nach einer großen Auswahl zum Trotz ist Vollständigkeit aber wichtiger. Gerade kleinere Bibliotheken oder Zweigstellen sollten lieber die Serien, die sie besitzen, erst vervollständigen, anstatt neue anzufangen, bei denen dann möglicherweise Bände fehlen. Wenn Platz und Möglichkeiten vorhanden sind, würden Nutzer sich über einen eigenen Bereich für Manga und Anime freuen. Auch Veranstaltungen in dem Bereich würden bei vielen Kunden gut ankommen, gerade was gemeinsames Lesen und Schauen und die Möglichkeit des Austausches mit anderen Fans angeht. Eine stärkere Investition nicht nur in Manga, sondern auch in Anime, ist erfolgversprechend. Und sicher kann es nicht schaden, die eigenen Kunden vielleicht auch einmal nach ihren Wünschen zu fragen, denn wie in der Untersuchung deutlich wurde, freuen sich gerade die erwachsenen Fans von Manga und Anime, wenn sie und ihr Medium ernst genommen und in die Planung des Angebots mit einbezogen werden.

Letztendlich lässt sich vor allem festhalten, dass ein Angebot von Manga und Anime in Bibliotheken für Bibliotheken durchaus lohnenswert ist und (mit der richtigen Werbung) auch mit Freude angenommen werden würde. Es ist also auf jeden Fall einen Versuch wert, um mit einer einschlägigen Antwort zu schließen:

“Es gibt in unserer Stadtbibliothek leider keine Manga, sonst würde ich es definitiv nutzen.”